Chantal-Marie

7. Dezember 2015

Liebe Familie, liebe Freunde und Helfende Hände,

unendlich traurig müssen wir Euch mitteilen, dass sich unsere Tochter Chantal-Marie gestern Abend auf ihre letzte Reise begeben hat.
Wir sind dankbar und gerührt, dass so viele Menschen an unserem Schicksal teilnehmen und uns helfen wollen.

Wir bedanken uns für die vielen positiven Worte und Gedanken, Hilfsangebote und Spenden.

Nadja, Marie-Fee und Thorsten

Liebe Freunde der Helfende Hände Oberberg,

Chantal-Marie hat sich auf Ihren letzten Weg gemacht …

Ich darf die Familie noch eine Weile begleiten und das werde ich sehr gerne machen. Chantal-Marie war ein ganz besonderes Mädchen, welches ich leider nicht mehr persönlich kennenlernen durfte.

Auf ihrem letzten Weg hat sie unendlich viel in Bewegung gesetzt, so viele Herzen berührt, danke, Chantal-Marie.

Es fällt mir schwer, jetzt über Geld zu sprechen, aber ich weiß, dass diese Fragen kommen, deshalb:

wir haben noch keinen Überblick, wie viele Spenden uns erreicht haben, aber diese Gelder werden nachweislich vorrangig für Chantals Familie verwendet, um ihr die finanziellen Sorgen zu nehmen.

Gelder, die darüber hinaus eingegangen sind, gibt die Familie auf eigenen Wunsch frei, um weiteren Familien in Oberberg/NRW in Notsituationen zu helfen.

Bitte respektiert die Trauer der Familie.

Bettina Hühn

Gemeinsame Erklärung

der Familie von Chantal-Marie und Bettina Hühn, Helfende Hände Oberberg/Ursula Barth Stiftung
am Dienstag, den 08.12.2015

Chantal-Maries Geschichte 03.12.2015

Bis vor zwei Wochen war Chantal-Marie ein ganz gewöhnlicher junger und fröhlicher Teenager.

Sie himmelte die aktuellen YouTube Stars an, sie liebte es, sich stundenlang die langen Haare zu stylen und Frisuren und Make-up auszuprobieren. Als Chantal vor zwei Wochen aus der Schule kommt, fühlt sie sich nicht wohl. Sie ist schwach, ihr ist schwindelig und sie fiebert.

Als sich ihr Zustand am nächsten Tag nicht bessert, fahren die Eltern mit ihr ins Krankenhaus nach Gummersbach. Zunächst denkt man dort an einen grippalen Infekt, aber Chantals Zustand verschlechtert sich weiter, sodass sie nach Köln verlegt wird.

Noch während der Untersuchung versagt ihr Herz … es bleibt einfach stehen, Chantal muss reanimiert werden. Ein Virus hat das Herz derart angegriffen, dass dieses schließlich versagte, ebenfalls die Nieren. Eine geplante Transplantation eines Kunstherzens wurde kurzfristig abgesagt, da im eigenen Herzen ein Blutgerinnsel sitzt, welches bei OP einen Schlaganfall verursachen könnte.

Daher vertrauen die Ärzte derzeit auf eine zeitnahe Organspende ... Bis dahin wird sie im künstlichen Koma von einer Herz-Lungen-Maschine am Leben gehalten und sie ist an die Dialyse angeschlossen. Seit gestern ist klar, dass auch die Lunge angegriffen ist.

Der Vater wurde im Oktober dieses Jahres arbeitslos und die Mutter kann derzeit ihren Job als Verkäuferin nicht ausüben, da sie möglichst viel bei dem kranken Kind sein möchte. Chantal-Maries kleine Schwester Marie-Fee (5) ist zeitweise bei der Großmutter und sonst bei Verwandten.

Hohe Benzinkosten für tägliche Köln-Fahrten, der Arbeitsausfall der Mutter und das alles vor dem Jahreswechsel und den eintrudelnden Rechnungen machen neben den unglaublichen Sorgen um das Kind das Leben zusätzlich schwer. Das, was nach einer möglichen Transplantation noch an Kosten folgt, ist noch gar nicht absehbar.

Chantal-Maries Vater hat zurzeit ein Zimmer in Köln, um möglichst viel bei ihr sein zu können. Ihre Mutter jongliert zwischen Gummersbach und Köln und der Organisation um ihre kleine Tochter Marie-Fee. Das alles ist extrem nervenaufreibend.

Die täglichen Fahrtkosten zur Klinik, Arbeitslosigkeit des Vaters seit Oktober und die Betreuung von Chantals kleiner Schwester haben bereits jetzt die letzten Reserven aufgebraucht. Um die bevorstehende lange Zeit des Wartens, der Transplantation und der Nachsorge zu überstehen, benötigt die Familie von Chantal Marie dringend finanzielle Unterstützung.

Als ich gestern Chantal-Maries Mutter kennenlernen durfte, ging mir diese Geschichte sehr unter die Haut. Da sitzt eine völlig verzweifelte Frau vor mir, die vor einer Situation steht, die niemand überschauen kann, mit der man überhaupt gar nie rechnet und die eine glückliche Familie über Nacht in ein monströses Desaster katapultiert.

Nichts ist sicher, jeden Moment kann DER Anruf kommen.

Selbstzweifel kommen hoch, Schuldgefühle. Warum haben wir nichts bemerkt?

Man KANN das nicht bemerken!

Es ist einfach ein großes Unglück, an dem niemand Schuld trägt.

Die Sorgen kann der Familie keiner nehmen, aber zumindest können wir für ein wenig finanzielle Sicherheit sorgen!

Das wird zunächst mithilfe von Tankgutscheinen geschehen, damit zumindest die Benzinkosten den Schrecken verlieren.

Wir haben vereinbart, dass wir in engem Kontakt bleiben und sobald sich weitere finanzielle Engpässe auftun (und damit ist sehr bald zu rechnen), werden wir weitere Gelder benötigen.

Wer Chantal-Maries Familie helfen möchte, kann das über unser Spendenkoto machen.

Ursula Barth Stiftung

Deutsche Bank Köln
IBAN: DE04 3707 0060 0100 2500 00
BIC: DEUTDEDKXXX

Als Verwendungszweck gebt Ihr bitte „Chantal-Marie“ an, dann kann es zugeordnet werden.

Vielen Dank für Eure Hilfe!

Chantal UPDATE 04.12.2015

Hallo Ihr Lieben, gestern Abend erreichte mich die Nachricht, dass Chantal am Montag per Heli nach Hannover in das Transplantationszentrum verlegt wird. Ihre Lunge macht nach wie vor Probleme, allerdings geht es ihr heute einen Hauch besser. Die Wassereinlagerungen sind zurückgegangen.

Hannover ist spezialisiert und besser ausgerüstet als Köln und dort kann man im Zweifelsfall auch beide Organe auf einmal transplantieren. Aber zuerst muss sie stabilisiert werden. Man kann ja kein gesundes Organ in einen Körper transplantieren, in dem ein weiteres Organ zu versagen droht. Und es müssen natürlich die passenden Spenderorgane gefunden werden.

Inzwischen weiß ich auch, dass die Kasse weder die Fahrt- noch die Übernachtungskosten für die Eltern trägt, sondern ausschließlich Leistungen für Chantal. Was für ein Albtraum für alle Eltern, die in so eine Situation kommen und deren finanzielle Mittel nicht ausreichen. Der größte Wunsch aller Eltern ist es doch, in diesem Moment bei dem eigenen Kind zu sein!? Ich weiß nicht, aber für meinen Geschmack ist das nicht in Ordnung, da krankt das System!

Gut, dieses Problem wird es für Chantals Eltern nicht geben. Ich habe ihrer Mutter heute Tankgutscheine gebracht und wir werden ihr etwas Geld überweisen, damit die Übernachtungs- und Verpflegungskosten gedeckt sind.

Ich bat sie, mir etwas aufzuschreiben, steckte den Zettel ein und als ich gerade nach Hause kam und mir den Zettel ansah, fand ich auf der Rückseite eine Nachricht von ihr.
Ich bin ganz gerührt und es ist auch ein Dankeschön an EUCH!
Steht ja drauf, also DANKE auch an Euch!

Via Presse wird es nächste Woche einen Spendenaufruf geben.
Bitte teilt Chantals Geschichte wie der Teufel, wir kriegen das schon hin, meint Ihr nicht!?

 

Schönes Wochenende und lieben Gruß

Eure Tina

Mein Abschied von Chantal-Marie

18.12.2015

Liebe Chantal,

in diesen Stunden nehmen deine Liebsten endgültig Abschied von dir, der letzte schwere Gang der Urnenbeisetzung steht ihnen heute bevor und dafür wünsche ich ihnen ganz viel Kraft. Es war mir leider nicht mehr vergönnt, dich persönlich kennenzulernen, es ging einfach alles viel zu schnell.

Ich empfinde es als Verlust, denn der Pastor, der die Trauerfeier am Montag für dich gehalten hat, hat uns allen in wunderschönen Worten erzählt, was für ein außergewöhnlicher, liebenswerter und lebensfroher junger Mensch du gewesen bist.

In der Zeit, als du im Krankenhaus warst, habe ich deine Familie mehrmals besucht und wir haben viel über dich gesprochen. Wir haben alle zusammen gehofft, dass ein Wunder geschieht, aber dann kam die Nachricht, dass deine Kraft nicht mehr gereicht hatte.

In einem Gespräch nach deinem Tod, sagte deine Mutter zu mir: “Chantal hatte, wie alle jungen Mädchen, den Wunsch, einmal berühmt zu werden.“

Deine Geschichte hatte sich auf der Suche nach Hilfe für dich und deine Familie explosionsartig verbreitet. Unglaublich viele Menschen nahmen Anteil, schickten Grüße, Hilfsangebote und Trostgeschenke für deine kleine Schwester und deine Eltern, selbst die Presse wurde auf dich aufmerksam…du wurdest berühmt…und so haben wir dir unbeabsichtigt vielleicht sogar deinen letzten Wunsch erfüllt.

Du hast sicher gesehen, dass die Kirche fast bis auf den letzten Platz gefüllt war.
So viele Menschen wollten Abschied von dir nehmen, dir die letzte Ehre erweisen.

Ich wollte irgendwo in einem hinteren Eckchen unauffällig verschwinden.
Als ich dort saß, bat man mich auf die andere Seite der Kirche, wo ich wieder in die hinterste Reihe ging … aber: niemand setze sich auf die Stühle in den Reihen vor mir, sodass ich die ganze Zeit einen Überblick über die Menschen hatte, die um dich trauerten. Es waren so viele junge Menschen darunter, deine Freunde, Klassenkameraden und deine Kollegen aus dem Konfirmandenunterricht und sie alle haben bitterlich um dich geweint. Ich glaube fast, dass viele von ihnen wirklich erst in diesem Moment realisiert haben, dass du tatsächlich nie wiederkommst.

Es waren die leisen Momente, die mich am meisten erschüttert haben.
Da war der Pfarrer, dem man anmerkte, dass er selbst tief betroffen war, weil er dich kannte, der aber auch genau aus diesem Grund, die vielleicht emotionalste Trauerfeier seines Lebens hielt. Da war der kleine Junge in der Reihe vor mir, den seine Mutter in den Arm nahm, als es ihn vor Kummer und Tränen schüttelte, oder der Junge im Rollstuhl, der zuerst versuchte tapfer zu sein und seinen Tränen dann ungehindert freien Lauf lassen musste.

Als es Zeit wurde, sich von dir zu verabschieden, gingen zuerst deine Eltern an deinen weißen Sarg, der mit zarten pastellfarbenen Blüten geschmückt war.
Sie hielten einen Augenblick inne, dann strich dein Vater mit einer Hand über dein Foto und über eine Ecke des Sarges – wie ein letzter Gruß …
Deine Eltern und deine Familie und Freunde waren unglaublich tapfer.

Ich darf deine Familie noch eine Weile begleiten und das werde ich auch machen.
Du weißt, dass du dir um sie keine Sorgen machen musst.
Es gibt viele Freunde, die sich kümmern und auch die Familie ist wieder ein großes Stück zusammengerückt.

Chantal, man hat dich nicht gefragt, du hattest keine Wahl und wenn du hättest wählen können, wärst du sicher einen anderen Weg gegangen. Aber es sollte nicht so sein …

Jetzt erzählen mir ganz viele, dass sie das Gefühl haben, dass du Zeichen sendest, Zeichen des Trostes für alle, die dir irgendwie nahestanden.
Selbst ich meine manchmal zu fühlen, dass du „da bist“.
Eines deiner Lieblingslieder war „Hello“ von Adele und die erste Zeile lautet

"Hello - from the other side".

Welche Bedeutung das plötzlich für alle hat, kannst du dir sicher vorstellen.
Immer, wenn ich in der Küche das Radio anmache oder im Auto sitze, kommt plötzlich dieses Lied und ich bekomme jedes Mal Gänsehaut.
Vielleicht mag es Einbildung sein, es kann aber auch sein, dass du deine Lieben trösten möchtest, ihnen so einen Gruß sendest und ich kann dir sagen: sie empfinden es so und sie sind dankbar dafür.
Dieses Lied wird alle, die dich kannten und die, die dich gerne kennengelernt hätten, für immer mit dir verbinden!

Mir bleibt nur noch zu sagen:
du hast die Regenbogenbrücke sicher schon gefunden.
Möge es dir da, wo du jetzt bist, immer gut gehen!

Hello – from this side, liebe Chantal.

Deine Tina

 

https://www.youtube.com/watch?v=YQHsXMglC9A