Lieber Jonah,
heute war der Tag, an dem wir uns von dir verabschieden mussten. Die große Kirche war fast bis auf den letzten Platz gefüllt, so viele Menschen sind gekommen, um dir die letzte Ehre zu erweisen.
Es war einfach unfassbar traurig. Die meisten haben die ganze Stunde durchgeweint. Gestandene Männer, Frauen und auch ganz viele Jugendliche und Kinder, Familie, Freunde, Weggefährten, Klassenkameraden…sie alle waren da.
Die Trauer war greifbar, und bei vielen dicht an der Verzweiflung, weil es keiner richtig glauben kann, dass du deine Flügel bekommen hast.
Und dann kam der Trost.
Du kleiner Strahlemann – das Foto von Dir, das neben deinem bunten Sarg vor uns stand, das warst ganz du. Das war genau das Lachen, mit dem du alle verzaubert hast, und welches wir immer im Herzen tragen werden.
Die persönlichen Worte des Pfarrers, der dich auch konfirmiert hat, und die deiner Klassenlehrerin, die zeichneten ein Bild von dir, das uns schmunzeln ließ. Ein kleiner spitzbübischer, kluger und cleverer Kopf. Witzig, charmant, super sozial, hellwach und immer mittendrin.
Deine Art hat dir alle Türen geöffnet, ganz egal, wo du warst oder für was du dich begeistert hast. Du wurdest in jeder Gemeinschaft mit offenen Armen aufgenommen, ob es bei den Dancing Kids, in der Schule oder im Konfirmationsunterricht war. Alle wussten, dass du „ein bisschen anders bist“, aber sie alle haben dich mitgetragen, weil du eben so warst, wie du warst.
Dein Opa fand so schöne und liebevolle Worte für dich. Er erzählte, wie es ist, ein Sorgenkind in der Familie zu haben. Wie schwierig viele Situationen gerade für deine Eltern in deinen 14 Lebensjahren waren, immer wieder voller Angst und Sorge um dich. Und das schon seit dem Tag deiner Geburt, als ein schwerer Herzfehler festgestellt wurde, der dich immer wieder ausgebremst hat, der nur ein sehr dosiertes Leben zuließ, bloß nichts übertreiben, immer vorsichtig sein. Nicht einfach drauflosrennen, immer alles mit angezogener Handbremse, häufigen Krankenhausaufenthalte, vielen Operationen…
Aber auch, wie kämpferisch, fröhlich, liebevoll und lebensbejahend du warst, und wie sehr du geliebt wurdest.
Er betonte vor allem auch deinen Satz, wenn alle anderen Sorgenfalten auf der Stirn hatten: „Macht Euch keine Sorgen, mir geht es gut!“
Lieber Jonah, es gibt nichts Sinnloseres im Leben, als vor einem Kindersarg zu sitzen, sich von einem so jungen Menschen verabschieden zu müssen.
Aber dein Satz ist mir heute Trost. Ich möchte glauben, dass du jetzt an einem Ort bist, an dem es dir wirklich wieder gut geht.
Ein Ort, ohne Krankenhaus, Operationen, Schmerzen und Einschränkungen.
Ein Ort, an den wir uns gewöhnen müssen, aber auch in der Gewissheit, dass sich niemand mehr Sorgen um dich machen muss, weil es ein Ort ist, an dem du alles machen kannst, was du machen möchtest.
Ich verspreche dir, dass wir dir beim Nick & Co. Cup im Juni einen Grußballon auf deine Wolke schicken.
Meine Gedanken sind bei deiner Familie, mach´s gut, lieber Jonah
Jonah Weiss
14.09.2008 – 01.02.2023
