Lennys Geschichte

Als ich ins Wohnzimmer kam, lag der junge Mann auf dem Sofa, gut gelaunt und fröhlich brabbelnd.

Lennys Mama musste leider arbeiten, aber wir holen das Kennenlernen nach.
Sein Vater empfing mich herzlich, wir setzten uns an den Esstisch und er fing an, zu erzählen.

Schon lange bevor Lenny geboren werden sollte, hatte er großes Pech.
Seine Eltern wollten im Sommer 2019 heiraten, aber 12 Stunden vor dem großen Ereignis, verwandelte sich der Traumtag zum Albtraum.

Seine Mutter, in der 23. Woche schwanger, erlitt eine Plazentaablösung. Die heftigen Blutungen vergifteten Lenny in ihrem Körper. Not-Op, Not-Geburt, Chaos.
Lennys Mutter wurde gerettet, Lenny kam als extremes Frühchen zur Welt und war fast chancenlos.
Viel zu klein, unterversorgt, Hirnblutungen - zuerst folgten neun Monate auf der Kinderintensiv, dann ein kurzer Moment zu Hause, insgesamt war Lenny die ersten rund anderthalb Jahre im Krankenhaus.
Seine Lebenserwartung wurde auf höchstens ca. zwei Jahre geschätzt.

Heute ist er 3,5 Jahre alt und die Aussage lautet, dass Lenny zwar eigentlich eine verkürzte Lebenserwartung hat, aber eigentlich auch genauso alt werden kann, wie alle anderen. Er ist eben eine Wundertüte, weil niemand definitiv sagen kann, was sich wie in welche Richtung entwickeln wird.
Wenn man in seine blitzeblauen Augen guckt, kann man fast nicht glauben, dass diese Augen blind sind, aber der Sehnerv ist schlichtweg nicht da. Noch kann er Breinahrung gefüttert zu sich nehmen, aber es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, wann er auf eine PEG umgestellt werden muss, da er nicht zunimmt. Zu allem Unglück hat er auch noch eine schwere Epilepsie entwickelt.

Ansonsten kann Lenny allein auch nicht viel. Er läuft nicht, er spricht nicht, er hat überhaupt keine Körperspannung, aber er hört gut, und so nimmt er ganz genau wahr, wenn sich in seiner Umgebung etwas verändert. Dann verharrt er, lauscht der neuen Stimme, man meint, die Augen fokussieren sich (also ICH habe das so empfunden 😊 ) und wenn man ihn dann berührt, dann lacht er.
Und wenn Papa zum Flugzeug wird, dann strahlen die blauen Augen und das ganze Kind lacht über beide Wangen!

Der Vater, ehemaliger Soldat, jetzt im Schichtdienst, damit die Versorgung von Lenny besser koordiniert werden kann, sagt über sich selbst, dass er eher „stumpf“ auf viele Dinge reagiert, was durchaus positiv gemeint ist, weil er damit sagen will, dass er meistens besonnen und überlegt reagiert.
Aber wenn er von seiner Familie erzählt, was ihr widerfahren ist, wie er sich in den schlimmsten Stunden der Angst um Frau und Sohn gefühlt hat, wie sich das eigene Leben plötzlich um 180 Grad drehte, dann wird aus dem „harten Hund“ eine zarte Schneeflocke im Sonnenschein.

Von der großen Familie gibt es viel Unterstützung. Seine Schwester hat z.B. ein Haus gekauft und es lebenslang an die Familie vermietet, weil eine eigene Finanzierung schwierig gewesen wäre. Aber Umbau und Renovierung konnten sie z.B. aus eigener Tasche stemmen, auch wenn es eine große finanzielle Belastung bedeutete.
Vor 1,5 Jahren hat sich die Familie ein neues Auto gekauft. Nun kam die Aussage – und auch die Einsicht – dass es ein Rollstuhlauto braucht, weil Lenny zukünftig im Rolli transportiert werden muss. Das neue/alte Auto wird nun also wieder verkauft und ist der Grundstein für das Rolliauto, welches sie schon monatelang suchen. Das alte Thema, der Automarkt ist leergefegt, was zu bekommen ist, ist maßlos überteuert. Ganz aktuell kam die Botschaft eines Freundes, der einen VW Bus anbietet. Zu der endgültigen Finanzierung fehlt nach dem Fahrzeugverkauf eine Restfinanzierung, wenn das überhaupt alles klappt.

„Tina, wir sind eine bescheidene Familie, es hat lange gedauert, bis ich eingesehen habe, dass wir es nicht alleine schaffen und Hilfe brauchen. Wir möchten auch nichts umsonst. Wir möchten uns in irgendeiner Art erkenntlich zeigen. Sage uns bitte, was wir machen können.“
Ich fand die Idee mit dem Grillnachmittag schon gar nicht schlecht :-D

Ich habe wieder eine tolle Familie kennenlernen dürfen und ich freue mich, wenn wir helfen können.

Wer Lenny unterstützen möchte, kann das gerne über eines unserer Spendenkonten machen.
Ganz ehrlich, wir haben in den letzten Monaten einige großzügige Spenden erhalten, aber wir haben auch schon wieder viel Geld für tolle Projekte ausgegeben, das muss auch wieder reinkommen, jeder Euro hilft, damit wir schlagkräftig bleiben.

Herzlich willkommen, lieber Lenny. Schön, dass Ihr uns gefunden habt.